Wennʼs reicht, die Nerven bewahren!
Wenn ArbeitnehmerInnen verzweifelt sind, erscheint ein Jobwechsel oft als die einzige Lösung. Bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses sollte aber nicht überstürzt gehandelt werden. AK-Arbeitsrechts-Berater Alexander Tomanek warnt: „Bitte um höchste Vorsicht in solchen Situationen. Wir raten von einem sofortigen Verschwinden unbedingt ab. Immer wieder kommt es in der Beratung vor, dass ArbeitnehmerInnen aufgrund des ausgeübten Drucks von einer Sekunde auf die andere alles hinschmeißen und quasi vom Arbeitsplatz flüchten. Das kann – selbst wenn gewisse Gründe vorliegen – sehr viel Geld kosten.“
Böse Überraschungen
Bei einem ungerechtfertigten vorzeitigen Austritt zahlen ArbeitnehmerInnen einen hohen Preis: Offene Urlaubstage für das laufende Jahr werden nicht ausbezahlt. Der Bezug von Arbeitslosengeld verspätet sich. ArbeiterInnen müssen mit der Rückforderung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld rechnen. Der Verlust einer Abfertigung nach altem Recht kann mit bis zu einem Jahreseinkommen brutto zu Buche schlagen. Unter Umständen wird eine vertragliche Konkurrenzklausel wirksam oder Ausbildungskosten müssen zurückgezahlt werden. Obendrein drohen ArbeitnehmerInnen sogar Schadenersatzansprüche: Immer häufiger finden sich in Verträgen Konventionalstrafen, die unabhängig von einem tatsächlichen Schaden schlagend werden.
Geordneter Rückzug
Die Gesetze sind streng: Nur im Ausnahmefall ist es gerechtfertigt, dass ArbeitnehmerInnen ihr Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung beenden. Ein wichtiger Grund muss die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar machen. Alexander Tomanek rät: „Bitte zuallererst immer juristische Beratung in Anspruch nehmen, um abgesichert zu sein. Darf ich aus diesem und diesem Grund tatsächlich meine Arbeit mit sofortiger Wirkung einstellen? Oft sind sehr viele Emotionen von beiden Seiten im Spiel. Am Ende des Tages bringen einen unnötige Formalfehler um die zustehenden Ansprüche.“ Bei einer Rechtsberatung können zudem andere Beendigungsarten abgeklärt werden, wie eine einvernehmliche Lösung. Oft zeichnen sich Probleme im Arbeitsverhältnis schon über längere Zeit ab. Es kann sich rächen, bis zur Eskalation zu warten, bevor man aktiv wird. Lieber früher als später sollte auch das Gespräch mit dem Betriebsrat gesucht werden. Möglicherweise gibt es Alternativen zur Beendigung.
