Gesunde Arbeit

GPA-djp zum Standort Österreich: "Top statt Flop"

Eine IFES-Befragung zeigt: Die Mehrheit der Befragten sieht die Standortqualität im europäischen Vergleich als sehr positiv. Einer Arbeitszeitverlängerung stehen Jüngere besonders kritisch gegenüber.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) präsentierte heute anlässlich des Starts einer Aktionswoche eine Befragung unter österreichischen Angestellten über ihre Haltung zum Wirtschaftsstandort Österreich. Die Mehrheit der Befragten sieht die Standortqualität im europäischen Vergleich als sehr positiv. Etwas skeptischer fiel der Befund bei den jüngeren Angestellten aus.

Die Ökonomin Agnes Streissler-Führer (GPA-djp Bundesgeschäftsführung) wies darauf hin, dass die objektiven Fakten unser Land als Wirtschaftsstandort bestätigen, der sich durch Wohlstand und hohe soziale Stabilität auszeichnet. "Österreich ist ein Qualitätsstandort. Es werden mit hohen Qualifikationen hochwertige Produkte und Dienstleistungen mit hohem Know-how hergestellt. Wir sind nicht billiger als die anderen, wir sind besser. Und diese Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Das Lohnniveau ist daher stabil hoch in Österreich, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Auch in Sachen Innovationskraft liegt Österreich im Spitzenfeld. Dem Staat kommt dabei eine tragende Rolle, etwa bei der Forschungsförderung, zu“, so Streissler-Führer.  


Österreich ist Qualitätsstandort
Das Institut für Empirische Sozialforschung (IFES) hat im Auftrag der GPA-djp 800 Angestellte aus allen Branchen befragt, um zu sehen, was denn die Beschäftigten in den von uns vertretenen Branchen für eine Sicht auf den Wirtschaftsstandort haben. Insgesamt sagt mehr als die Hälfte aller Befragten (54 Prozent), dass sie den Wirtschaftsstandort Österreich im europäischen Vergleich besser einschätzen. Nur zwölf Prozent glauben, dass wir schlechter dastehen. Besonders gut – verglichen mit anderen europäischen Ländern – wird bei uns das Gesundheitssystem, die soziale Sicherheit und der Konsumentenschutz eingeschätzt. Und fast zwei Drittel aller Befragten sagen, dass wir in Bezug auf starke Interessenvertretungen wie Gewerkschaften, Arbeiterkammern und Betriebsräte besser sind als andere in Europa.

69 Prozent aller Befragten sagen, dass sie davon ausgehen, dass sich Österreich in den kommenden fünf Jahren positiv entwickeln werde, sogar 75 Prozent gehen davon aus, dass sich ihr eigenes Unternehmen positiv entwickeln werde.


Jüngere besonders kritisch zu Arbeitszeitverlängerung
Was allerdings nachdenklich stimmen muss, ist die Tatsache, dass Jüngere ein tendenziell etwas negativeres Bild von der nahen Zukunft haben. Es sind zwar auch noch mit 59 Prozent eine deutliche Mehrheit, die glauben, dass sich Österreich in den nächsten Jahren positiv weiterentwickeln wird, das sind aber doch weniger als etwa die 76 Prozent der 40- bis 49-Jährigen.  

IFES hat auch einige derzeit aktuell diskutierte Themen abgefragt. Ein Thema hat eine besonders deutliche Meinung gezeigt: 76 Prozent der Befragten sprechen sich gegen eine Ausdehnung der gesetzlichen täglichen Höchstarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden ohne Gegenleistung für die ArbeitnehmerInnen aus. Und noch bemerkenswerter: 88 Prozent der Jungen lehnen diese Verlängerung der Arbeitszeit ohne Ausgleich ab.  


Kein Abtausch Mindestlohn gegen Arbeitszeitflexibilisierung
"Vieles, was erfreulicherweise von den Angestellten als besondere Qualität des Standortes Österreich erkannt wird, wie Kollektivverträge, die Einkommen und Arbeitsbedingungen regeln, sichere Pensionen, ein funktionierendes Gesundheitssystem, Urlaubsrecht, Arbeitszeitgesetz und Arbeitnehmerschutz, sind Dinge die international gesehen längst keine Selbstverständlichkeit sind und sie sind nicht vom Himmel gefallen. Sie wurden erkämpft und müssen tagtäglich neu verteidigt werden“, erklärt der Vorsitzende der GPA-djp Wolfgang Katzian. Für ihn liegt auf der Hand, dass damit eine klare Strategie verfolgt wird: "Durch das Schlechtreden soll eine Stimmung aufbereitet werden, in der die Menschen dann bereit sind, Verschlechterungen widerstandslos hinzunehmen und die dann durch eine scheinbare Sachzwanglogik als alternativlos hingestellt werden“.  

"Unser Land ist nicht trotz hoher sozialer Standards, ausgeprägter Mitbestimmungsstrukturen, eine hoher kollektivvertraglicher Abdeckung und guter Löhne- und Gehälter ein attraktiver Standort, sondern genau deshalb“, bekräftigt Katzian. Augenscheinlich und von den IFES-Daten bestätig ist, dass unter den jüngeren ArbeitnehmerInnen der Zukunftsoptimismus, die Zukunftsgewissheit eher abnimmt. Deshalb ist die Politik gefordert vor allem jüngeren Menschen Zukunftsperspektiven durch konkrete Maßnahmen zu eröffnen. Katzian sieht Handlungsbedarf insbesondere im Bildungssystem und bei der Bekämpfung des Missbrauchs von Praktika. Zum aktuellen Thema Arbeitszeitflexibilisierung betonte Katzian, dass man für einen Abtausch Erhöhung der Mindestlöhne gegen weitere Flexibilisierung ablehnend gegenüberstehe. „Eine Arbeitszeitflexibilisierung ohne Gegenleistung für die ArbeitnehmerInnen wird es nicht geben. Wenn mehr Flexibilität gewünscht wird, dann kostet das etwas", so Katzian.

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