Gesunde Arbeit

Arbeitsraumgestaltung als Gesundheitsressource

Zum Thema Arbeitsraumgestaltung haben wir uns mit dem Architekturpsychologen Herbert Reichl unterhalten. Er gibt einen Einblick, wie ein überlegt gestalteter Arbeitsplatz der Psyche guttun kann.
Grün statt Grau kann Stress reduzieren und die Aufmerksamkeit steigern.
Mag. Herbert Reichl
Symbolbild Natur Grün statt Grau kann Stress reduzieren und die Aufmerksamkeit steigern.
Mag. Herbert Reichl Mag. Herbert Reichl

Was sind räumliche Belastungen und wie wirken sich diese aus?
Reichl: In Arbeitsräumen geht es um eine große Menge an Belastungen. Manche Belastungen sind sofort wahrnehmbar, wie etwa Lärm oder Überhitzung. Es gibt aber auch „subtile“ Belastungen, etwa ständig beobachtet zu werden. Diese Einschränkungen der Privatsphäre bewegen viele Menschen dazu, sich innerlich zurückzuziehen. Genauso unterschwellig belastend ist eine eintönige Gestaltung mit viel Weiß und zu viel Glas. Dies ist zwar architektonisch am Stand der Zeit, entspricht aber nicht den menschlichen Bedürfnissen. Wohltuend sind für uns natürlich anmutende Sinneswahrnehmungen. Das alles führt zu einer inneren Anspannung und verhindert Regeneration genauso wie effiziente Arbeit. So hat man etwa festgestellt, dass der Blick in eine natürliche Landschaft oder auch auf begrünte Dächer die Aufmerksamkeit und Konzentration innerhalb kurzer Zeit messbar steigert. Gleichzeitig nimmt die Stressbelastung ab.

Welche Fehler kommen in Ihrer Beratungspraxis häufig vor?
Reichl: Eine, nach psychologischen Kriterien, monotone und naturferne Gestaltung ist sehr weit verbreitet und nimmt uns in der Arbeitssituation die Möglichkeit, Stresssituationen gut zu verarbeiten. So kann es sein, dass wir mit grauen Wänden umgeben sind. Grau sehen wir in der Natur immer dann, wenn ein Unwetter heranzieht, und wird daher unbewusst mit Gefahr in Verbindung gebracht. Richtiger wäre ein sanftes Blau oder warmes Grün, wodurch wir wach und aufmerksam werden.

Welche Gestaltungskriterien können psychische Belastungen verringern?
Reichl: Wir brauchen eine Gestaltung, die nicht Gefahr und Ausgeliefertsein vermittelt, sondern die Wahrnehmung von „Überlebensressourcen“, wie etwa grüne Natur oder auch Wasser. Haben wir keinen entsprechenden Ausblick, so können wir dies mit Pflanzen, Farben oder mit Bildern kompensieren. Diese Bilder brauchen jedoch das richtige Motiv. Sehr häufig werden wahllos Motive verwendet, ohne auf die Wirkung zu achten. Auch Aquarien oder Zimmerbrunnen haben eine positive Wirkung.

Kann Raumgestaltung zur Burn-out-Prävention beitragen?
Reichl: Durchaus, es gibt viele Möglichkeiten, durch die richtige Raumaufteilung und -gestaltung Stress zu reduzieren und gleichzeitig auch die Arbeitsleistung zu verbessern. Neben den Naturelementen ist die Privatsphäre wichtig sowie Personalisierungsmöglichkeiten. Ein Arbeitsplatz befindet sich idealerweise an einem Fenster. Auch die Temperatur der Lichtfarbe ist wichtig. Kaltes Licht fördert die Konzentration, nicht aber die Kooperation. Besprechungsräume, aber auch Pausenräume brauchen wärmeres Licht als Büroräume.

Kontakt
Mag. Herbert Reichl
h.reichl@iwap.at
www.iwap.eu

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