Gesunde Arbeit

Vermehrtes Sparen beim Personal schadet der Gesundheit der Beschäftigten und langfristig auch den Unternehmen

Experten warnen Unternehmen davor, den Personalstand immer weiter zu verringern. AK-Präsident Johann Kalliauer erinnert daran, dass eine ausreichende Personalplanung zur Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gehört.
Johann Kalliauer
Johann Kalliauer

Das Bemessen des nötigen Personalbedarfs dient vielen Unternehmen zunehmend dazu, Kosten einzusparen und Gewinne zu maximieren. Nahezu täglich berichten Beschäftigte und Betriebsräte den BeraterInnen der Arbeiterkammer Oberösterreich von Überlastungen aufgrund von Personalmangel. Dieser gefährdet die Gesundheit vieler ArbeitnehmerInnen – so lautet das Resümee einer Fachtagung in der AK Linz. „Dabei gehört eine ausreichende Personalplanung zur Fürsorgepflicht des Arbeitgebers“, erinnert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er plädiert für „Ausbilden statt Einsparen“.

Die Vielzahl an AK-Beratungen zu diesem Thema bestätigen einen unerfreulichen Trend. Viele Beschäftigte klagen über Personalmangel in ihrem Betrieb. Die Folge: Druck und Dauerstress stehen für viele Betroffene auf der Tagesordnung, die Arbeit ist oft nicht in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Überstunden und Urlaubsansprüche häufen sich und können kaum abgebaut werden. Die ständige Überforderung und die mangelnden Erholungszeiten schlagen sich auf die Gesundheit nieder, zudem steigt das Arbeitsunfallrisiko.

Um für dieses Thema zu sensibilisieren, hielt die AK Oberösterreich eine Fachtagung ab. Als einer der zahlreichen ExpertInnen wies der deutsche Philosoph und Sozialwissenschaftler Dr. Klaus Peters die zunehmende Vermischung von Erwerbsarbeit und Privatleben hin: „Neue Steuerungs- und Managementformen führen dazu, dass die Beschäftigten die Folgen des Personalmangels selbst ausgleichen – durch Mehrleistung, Ausdehnung der faktischen Arbeitszeit, ständige Verfügbarkeit und so weiter. So entstehen für die Arbeitgeber neue Spielräume, um den Personalstand weiter nach unten zu fahren.“ Peters betonte die potenziell gefährlichen Folgen für die Beschäftigten – insbesondere jene psychischen Belastungen, die für den Arbeits- und Gesundheitsschutz eine erhebliche Herausforderung darstellen.


„Ausbilden statt Einsparen“
Aus rechtlicher Sicht sieht die Arbeiterkammer die Arbeitgeber in der Verantwortung. Wenn der Personalmangel permanent überlastete Beschäftigte zur Folge hat, wird die Fürsorgepflicht verletzt. „Das Arbeitsverfassungsgesetz räumt BetriebsrätInnen umfassende Mitwirkungsmöglichkeiten ein. Wenn Personalmangel die Gesundheit gefährdet, können Belegschaftsorgane Abhilfe verlangen“, so Kalliauer. Zudem ortet der AK-Präsident Defizite beim Arbeitnehmerschutz – sowohl bei körperlichen, als auch psychischen Belastungen. Aspekte der Personalbemessung und Arbeitszeit würden bei Arbeitsplatzevaluierungen praktisch kaum berücksichtigt, obwohl dies gesetzlich klar vorgegeben sei.

Den oft zitierten Fachkräftemangel als zentrales Problem bei der Personalausstattung lässt Kalliauer nur teilweise gelten: „Wir brauchen klare Signale in Richtung guter, attraktiver Arbeitsbedingungen. Stattdessen sehen wir zu oft ein Kaputtsparen der eigenen Belegschaft.“ „Ausbilden statt Einsparen“ müsste die Devise lauten.

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