„Freude am Leben, Freude an der Zukunft“
Gesunde Arbeit: Herr Mag. Grünstäudl, warum eigentlich berufliche Rehabilitation? Was ist der große Nutzen für die Betroffenen?
Mag. Grünstäudl: Aus verschiedenen Studien wissen wir, dass beispielsweise das Jahreseinkommen der Betroffenen nach Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation höher ist als davor. Jemand, der seinen/ihren Beruf aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr ausüben kann und sich unter den richtigen Rahmenbedingungen neu orientiert, verdient mit großer Wahrscheinlichkeit danach mehr als davor. Außerdem, und das ist natürlich der wichtigste Punkt, verhindert berufliche Rehabilitation viel menschliches Leid, man denke nur an die Kellnerin, die wegen Rückenschmerzen nicht mehr ganztägig schwere Tabletts tragen kann. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass unsere KundInnen einfach wieder stärker am sozialen Leben teilhaben, sich aktiver und positiver den Herausforderungen des Lebens stellen können.
Gesunde Arbeit: Profitiert auch die Gesellschaft insgesamt?
Mag. Grünstäudl: Auf jeden Fall! Einerseits wird die Pensionsversicherung entlastet, wenn Menschen länger im Berufsleben bleiben. Gerade angesichts eines steigenden Pensionsalters wächst damit die Bedeutung umfassender Rehabilitationsangebote. Andererseits profitiert aber auch das Gesundheitssystem, weil die Ausgaben für Medikamente zum Beispiel dort geringer sind, wo berufliche Rehabilitation erfolgreich zum Einsatz gekommen ist.
Gesunde Arbeit: Sicher kennt jeder Leser/jede Leserin jemanden, der/die aus den verschiedensten Gründen den Belastungen im gegenwärtig ausgeübten Beruf nicht mehr gewachsen ist. Was genau sind jetzt die Angebote des BBRZ?
Mag. Grünstäudl: Natürlich geht’s zuerst einmal darum, den passenden Um-, Aus- oder Weiterbildungsweg zu finden. Aber Menschen entwickeln sich nicht losgelöst von ihren sonstigen Lebensbedingungen weiter. Deshalb beschäftigen wir auch ÄrztInnen, PhysiotherapeutInnen, PsychologInnen, PädagogInnen und SozialarbeiterInnen, um unsere KundInnen umfassend und in allen Lebensbereichen unterstützen zu können.
Gesunde Arbeit: Was war der besondere Zweck der Veranstaltung „Reha now!“ im ArbeitnehmerInnenzentrum St. Pölten?
Mag. Grünstäudl: Das BBRZ bietet seinen KundInnen eine Vielzahl an Angeboten zur beruflichen Reha, viele können aber leider mit dem Begriff an sich nicht viel anfangen. Was lag also näher, als im Gebäude der AK Niederösterreich eine Veranstaltung für MultiplikatorInnen in Sachen Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitswelt, also beispielsweise BetriebsrätInnen und Sicherheitsvertrauenspersonen, auszurichten? Wir wollten einmal mehr unsere Botschaft platzieren: „Ja, es gibt einen Anspruch auf Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation! Ja, es gibt Angebote jenseits von Arbeitslosigkeit und einer krankheitsbedingten vorzeitigen Pensionierung.“
Gesunde Arbeit: Haben Sie ein Beispiel für uns für erfolgreiche berufliche Rehabilitation?
Mag. Grünstäudl: Ich kann mich gut an eine Kundin erinnern, die ihr ganzes Leben lang als Konditorin gearbeitet hat, ihren Beruf aber wegen einer Allergie nicht mehr ausüben konnte. Da sie immer schon an Technik interessiert war, hat sie nach der beruflichen Reha als Großküchenplanerin durchgestartet. Was gibt es Besseres, als die gewerbliche Küche von jemandem planen zu lassen, die genau weiß, was wohin gehört, damit effizient gearbeitet werden kann?
Gesunde Arbeit: Ist auch die Wirtschaft ein Partner des BBRZ in diesem Prozess?
Mag. Grünstäudl: Absolut! Wir arbeiten mit vielen Unternehmen eng zusammen und sind natürlich auch ständig auf der Suche nach neuen KooperationspartnerInnen, um unsere KundInnen möglichst praxisnah auszubilden. Konkret ist es so, dass ein dichtes Netz an Förderungen für Unternehmen bereitsteht, die sich für Ausbildungsmaßnahmen direkt im Betrieb bereit erklären. Kein theoretischer Unterricht kann natürlich das Mitarbeiten in einem Unternehmen ersetzen, wenn es um den Aufbau neuer Qualifikationen geht.
Gesunde Arbeit: Haben Sie zum Abschluss noch Tipps für die LeserInnen, wo man sich hinwenden kann, wenn sich abzeichnet, dass man im bisherigen Beruf nicht langfristig bleiben kann?
Mag. Grünstäudl: Einerseits natürlich gerne direkt an das BBRZ, wir beraten und helfen gerne weiter. Anderseits möchte ich aber auch ausdrücklich auf die Angebote unserer Partner AMS und PVA verweisen: In deren Leistungspalette findet sich eine große Auswahl an Förderungen und Instrumenten, die bei Weitem nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten.
BBRZ-Hotline für Wien, Niederösterreich und Burgenland: 0800 206 400
kundenservice.ost@bbrz.at
www.rehanow.at
www.bbrz.at