Gesunde Arbeit

Erfolgsgeschichte Beryllium

Die EU gibt Grenzwerte für krebserzeugende Arbeitsstoffe vor. Diese sind aber oft politische Kompromisse, fernab vom nötigen Gesundheitsschutz. Die Mitgliedstaaten können auch bessere Grenzwerte als die EU-Mindestvorgaben wählen. Österreich hat diese Chance bei Beryllium genützt.
Beryllium: Begehrter Rohstoff – z. B. in der Metall- und Elektroindustrie – mit großen Gesundheitsgefahren.
Beryllium Beryllium: Begehrter Rohstoff – z. B. in der Metall- und Elektroindustrie – mit großen Gesundheitsgefahren.

Ab 12. Juli 2026 wird in Österreich für Beryllium und seine Verbindungen ein Luft-Grenzwert am Arbeitsplatz gelten, der ein Zehntel des EU-Grenzwerts beträgt und mit dem große Gesundheitsgefahren gebannt werden können.

„Gut und böse“
Beryllium ist für Spezialanwendungen, etwa in der Metall- oder Elektroindustrie, begehrt. Das besonders leichte Metall glänzt zwar mit sehr guten Produkteigenschaften. Aber leider bergen schon sehr geringe Konzentrationen sehr große Gesundheitsgefahren. Dazu zählen allergische Reaktionen, z. B. Hautekzeme im Gesicht. Besonderes Augenmerk verdient die gefürchtete chronische Berylliose: Atemnot, Husten, Müdigkeit, Brustschmerz, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber, mitunter ein tödlicher Verlauf. Beryllium ist auch als krebserzeugend eingestuft. Nicht umsonst finden sich daher Erkrankungen durch Beryllium oder seine Verbindungen in der Berufskrankheitenliste. Grund genug, den Grenzwert für Beryllium am Arbeitsplatz sorgfältig anzusetzen.

EU-Kompromiss
In Österreich galt bis vor Kurzem ein hoffnungslos veralteter Grenzwert. Dieser hatte sich rein nach der damaligen technischen Machbarkeit gerichtet – und hatte nichts mit Gesundheitsschutz zu tun. Diese Technische Richtkonzentration (TRK) betrug 0,002 bzw. 0,005 E mg/m³, je nach Verwendungsart (Tagesmittelwert).

2019 hat die EU in der dritten Überarbeitung der Karzinogene-Mutagene-Richtlinie einen Grenzwert festgelegt. Dieser beträgt mit 0,0002 E mg/m³ ein Zehntel bzw. ein 1/25 des österreichischen Grenzwerts. Das sieht zunächst nach einer enormen Verbesserung aus. Die EU hatte jedoch die Empfehlung ihres eigenen „Wissenschaftlichen Ausschusses für Grenzwerte berufsbedingter Exposition“ nicht berücksichtigt. Nach dieser Empfehlung gibt es einen gesundheitsbasierten Grenzwert, der noch mal ein Zehntel niedriger ist – nämlich 0,00002 E mg/m³. Mit diesem Grenzwert ist man im Allgemeinen auf der sicheren Seite, was krebserzeugende und andere gesundheitsgefährdende Wirkungen betrifft.


Grenzwert bald im grünen Bereich
Österreich hat sich bei der Umsetzung des neuen EU-Grenzwerts in der Grenzwerteverordnung 2021 ausnahmsweise nicht mit dem EU-Kompromiss begnügt: Auf Betreiben der Arbeiterkammer hat man den gesundheitsbasierten Grenzwert gewählt. Denn wenn es schon einen solchen Schwellenwert gibt, ist kein TRK-Wert, sondern eine Maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) festzulegen. So gilt ab 12. Juli 2026 ein Grenzwert von 0,00002 E mg/m³. Bis dahin gilt noch ein EU-Übergangswert (0,0006 E mg/m³). Damit hat bei Beryllium der Gesundheitsschutz Vorrang bekommen. Ein Beispiel, das Schule machen sollte.

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