Gesunde Arbeit

Multitasking: Gehirn unter Stress

Die Fähigkeit, in der Arbeit mehrere Aufgaben oder Tätigkeiten gleichzeitig zu bewältigen, wird oft als Maßstab für Effizienz betrachtet. Aber inwieweit ist unser Gehirn überhaupt multitaskingtauglich? Und: Welche Auswirkungen hat Multitasking auf die Produktivität und Qualität der Arbeit?
Verminderte Produktivität, vermehrte Fehler oder eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen können Folgen von Multitasking sein.
Multitasking: Gehirn unter Stress Verminderte Produktivität, vermehrte Fehler oder eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen können Folgen von Multitasking sein.

Von Multitasking wird gesprochen, wenn mehrere Aufgaben oder Tätigkeiten gleichzeitig bewältigt werden sollen. Landläufig gilt diese Fähigkeit als eine Königsdisziplin der Arbeitstechniken – nicht zuletzt erweckt Multitasking den Eindruck von hoher Effizienz und Produktivität. Tatsache ist aber auch: Multitasking stellt hohe Anforderungen an unsere Konzentration und Aufmerksamkeit.

Zwei Perspektiven auf Multitasking In der Literatur werden vor allem zwei Perspektiven unterschieden, welche erklären können, warum Multitasking oft schlechter funktioniert, als wir das vielleicht selbst glauben.
Laut dem Ansatz der multiplen Ressourcen benötigen verschiedene Arten von Aufgaben unterschiedliche geistige Ressourcen. Während manche Aufgaben oder Tätigkeiten automatisiert und parallel ablaufen können, erfordern andere eine bewusste und gezielte Aufmerksamkeit. In der Regel werden wir etwa kein Problem damit haben, Stiegen zu steigen und gleichzeitig ein Gespräch mit einer Arbeitskollegin oder einem Arbeitskollegen zu führen. Anders sieht es jedoch aus, wenn wir versuchen, einen Projektbericht zu verfassen und parallel dazu konzentriert einer Videokonferenz zu lauschen. Sprich: Werden ähnliche Gehirnressourcen für verschiedene Aufgaben benötigt, ist es meist recht schnell vorbei mit der Multitaskingfähigkeit.

Vertreter:innen des – heute verbreiteteren – Bottleneck-Ansatzes vergleichen das Gehirn mit einer Art Flaschenhals, durch den nur begrenzt Informationen fließen können. Versuchen wir, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu verrichten, entsteht ein Engpass, da unser Denkorgan Schwierigkeiten hat, die Menge an Informationen zu verarbeiten – der Flaschenhals wird also verstopft. Eine völlig simultane Bearbeitung von Aufgaben ist gemäß dem Modell nicht möglich. Vielmehr wechseln wir bei Multitasking zwischen diesen hin und her. Dieses Switchen wird als zusammenhängend empfunden, da es in Millisekunden abläuft. Neuere Forschungsergebnisse weisen jedoch auf Ausnahmen bei hochautomatisierten Aufgaben und Tätigkeiten hin.

Konsequenzen von Multitasking Multitasking erzeugt dementsprechend oft Reibungsverluste: Eine verminderte Produktivität und Arbeitsqualität, vermehrte Fehler, verlangsamte Denkprozesse, Gedächtnisprobleme oder auch Konzentrationsdefizite sowie eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen können etwa Folgen von Multitasking sein. Nicht zuletzt kann Multitasking auch potenziell gefährlich sein, besonders in sicherheitskritischen Situationen wie etwa beim Autofahren, wenn gleichzeitig telefoniert wird: Studien zeigen, dass hierbei die Reaktionsgeschwindigkeit der einer Person mit einem Alkoholspiegel von 0,8 Promille im Blut entspricht.

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