Gesunde Arbeit

Arbeitsbedingte Krebserkrankungen verhindern

Arbeitsbedingte Krebserkrankungen stellen offensichtlich die größte individuelle Bedrohung am Arbeitsplatz dar, wenn man sich die Zahl der Todesfälle in der EU und anderen entwickelten Ländern anschaut. So weit das Ergebnis einer Broschüre, die das Europäische Gewerkschaftsinstitut veröffentlicht hat. Diese liegt nun in deutscher Übersetzung vor.

In den sogenannten „Hochlohnländern“ einschließlich der EU sind diese Krebserkrankungen die Todesursache Nr. 1 am Arbeitsplatz, so der renommierte finnische Wissenschafter Jukka Takala, Autor der Broschüre.

Die Ergebnisse in Kürze sind: Der Anteil von Lungenkrebs an allen arbeitsbedingten Krebserkrankungen liegt bei 54 bis 75 Prozent. Asbest ist für 55 bis 85 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs verantwortlich und verursacht noch heute andere Krebsarten bzw. Krankheiten, die zu verhindern gewesen wären. Studien zeigen weiters, dass arbeitsbedingte Expositionen die Ursache von 5,3 bis 8,4 Prozent aller Krebserkrankungen sind.


Asbest fordert die meisten Todesopfer
Von den ca. 102.500 arbeitsbedingten tödlichen Krebserkrankungen in der EU-28 sind jährlich bis zu 47.000 auf Asbest zurückzuführen, und die Zahlen steigen noch immer an. Aufgrund der hohen Latenzzeit dauert es oft viele Jahre, bis diese Erkrankung ausbricht. Die Todesfälle infolge von Krebs und arbeitsbedingtem Krebs nehmen auch aufgrund der steigenden Lebenserwartung und des allmählichen Rückgangs anderer Todesursachen wie Infektionskrankheiten und Verletzungen zu. Arbeitsbedingte Expositionen verursachen Krebsarten mit einer hohen Sterblichkeitsrate wie z. B. Lungenkrebs. Die zehn wichtigsten krebserregenden Stoffe (Karzinogene) sind für 85 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.

Krebs ist zwar eine multifaktorielle Krankheit, deren Ursachen teilweise nur schwer zu bestimmen sind. Fest steht aber, dass durch die Arbeit hervorgerufene Krebserkrankungen verhindert werden können, wenn die zu dieser Krankheit führenden Expositionen verringert oder eliminiert werden.


Arbeitsbedingte Krebserkrankungen können verhindert werden
Um dieses Ziel zu erreichen, fordert Jukka Takala ein internationales Programm, das dem Vorbild des WHO-Modells zur weltweiten Ausrottung der Pocken entspricht. Dazu zählen ein weltweites Asbestverbot und eine radikale Einschränkung der Verwendung anderer krebserregender, erbgutverändernder und fortpflanzungsschädigender Substanzen.

Ein erster ganz wichtiger Schritt auf EU-Ebene ist die Ergänzung der Krebsrichtlinie um weitere 50 Substanzen, ein Vorhaben, das sich die niederländische Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2016 zum Ziel gesetzt hat. Die aktuelle EU-Gesetzgebung deckt nur noch 20 Prozent der realen Arbeitssituationen ab, in denen ArbeitnehmerInnen krebserregenden Stoffen ausgesetzt sind.

Weiterführende Infos auch im Artikel "Etappensieg im Kampf gegen arbeitsbedingte Krebserkrankungen".

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